Project Description

Ich habe das Thema der korrekten Bleimenge bereits in anderen Artikel angesprochen, aber entschieden, dass es an der Zeit ist, dieses Thema etwas mehr zu vertiefen.

Ich habe keine Ahnung, wie viele Leute ich bereits ausgebildet habe, aber die meisten von Ihnen waren nicht korrekt ausgebleit. Bei allen war es viel zu viel Gewicht. 100%!

Ich behaupte, es ist das einzige große Problem beim Tauchen.

Wenn Du beim tauchen versuchst, das hydrostatische Gleichgewicht herzustellen, nimmst Du das Zeug was sinkt, was so gut wie alles ist, vom Atemregler und den Flaschen bis hin zu dem Zeug in Deinen Taschen usw., und kompensierst es mit dem ganzen Zeug, was Richtung Oberfläche will. Das sind grundsätzlich alle luftgefüllten Hohlräume, von Deiner Maske über große Taschen bis hin zu Deinen Lungen oder dem luftgefüllten Trockie und Deiner Tariereinheit.
Nimmst Du einen perfekt tarierten Taucher und schnallst ihm 5 Kg mehr Blei an, dann muss er, um weiterhin austariert zu bleiben, von irgendwo her 5 Kg Auftrieb bekommen, was ungefähr 5 Liter Gas entspricht. Je mehr Gewicht der Taucher bei sich hat, desto mehr Gas muss er kontrollieren, um austariert zu bleiben.
Eigentlich ist das eher unbequem als ein Problem. 5 Liter mehr Gas in die Tariereinheit oder den Trockie zu geben anstatt nur 1 Liter ist sehr ärgerlich. Der Taucher fühlt sich unstabil. Wenn es in den Anzug gefüllt wurde, dann fühlt er sich stellenweise unwohl, wenn versucht wird, gerade im Wasser zu liegen.

Das beste Anzeichen

Eins der besten Anzeichen von zu viel Blei ist für mich als Ausbilder die Unruhe des Tauchers, wenn er eigentlich ruhig im Wasser liegen sollte. Es sieht so aus, als ob er gegen den Auftrieb ankämpft. Der Grund dafür ist immer und ohne Ausnahme zu viel Blei. Entferne ich das überschüssige Blei, schaut mich der Taucher an, als hätte ich einen Zauber ausgeführt und alle Probleme gelöst, mit denen er sich monatelang rumgeschlagen hat. In Wirklichkeit ist es ein schneller Gewinn für einen aufmerksamen Ausbilder.
Die hypothetischen 5 Liter Gas werden zu einem Problem, wenn der Taucher die Tiefe ändert. Ich bin mir sicher, alle erinnern sich an die Physikstunde aus dem ersten Tauchkurs. Dort haben wir über das Gesetz von Boyle gesprochen. Wenn wir uns erinnern, dass sich das Volumen des Gases erhöht wenn der Druck abnimmt, dann wird plötzlich klar, das die 5 Liter Gas einen potenziell gefährlichen Nebeneffekt auf das Übergewicht haben. Das überschüssige Blei muss mit mehr Gas ausgeglichen werden und führt im Umkehrschluss zu einem schnelleren Abstieg.
Es ist nicht immer ein großer Tiefenunterschied notwendig um dieses Problem aufzuzeigen, meist braucht der Taucher sehr lange Zeit um sich nach einer kleinen Tiefenänderung zu stabilisieren.
Wie Du Dir vorstellen kannst, führt allein die Schwierigkeit des managen der Tarierung zu Stress und erhöht den Gasverbrauch. Ich habe jede Menge Taucher gesehen die sich dessen nicht einmal bewusst waren und als die Bleimenge stimmte, war alles so viel einfacher. Beachtet, das es hier nicht um Training oder Erfahrung geht.

Schlechte Grundausbildung

Manchmal kommt es von schlechter Grundausbildung. Ich habe Ausbilder zu Ihren Schülern sagen hören, dass sie sich entspannen sollen, weil er sie mit 20 Kg Blei am Boden festnageln wird. Gleichzeitig wächst beim Schüler die Angst vor einem unkontrollierten Aufstieg. Das Resultat ist ein Schüler der glaubt einen schnellen Aufstieg durch mehr Blei verhindern zu können. Jetzt nehmen wir den gleichen Taucher mit zu seinem ersten Tauchang im Meer. Wie viel Blei fügt er hinzu? Er erinnert sich, dass er ungefähr 3 Kg mehr Blei benötigt, aber er ist ein nervöser Anfänger. Deshalb nimmt er ein paar Kilo mehr mit um sicher zu gehen. Jetzt könnte er 2 bis 3 Kg überbleit sein, und das hat ihm der Ausbilder zu Beginn leider beigebracht.
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich habe auch schon Kurse gesehen, die großen Wert auf korrekte Tarierung legen. Das ist kein Problem der Verbände, es ist ein Problem der Tauchindustrie. Manchmal hat der Ausbilder nichts damit zu tun. Manchmal sind es die Taucher selbst. Der Unterzieher wird gewechselt und sie wissen, dass sich die notwendige Bleimenge ändert. Aber sie wissen nicht in welche Richtung es sich ändern wird. Deshalb werden ein paar Kilo mehr mitgenommen. Dann gibt es die Taucher, die nicht wissen wie viel Blei sie beim letzten Tauchgang vor ein paar Monaten verwendet haben. Sie glauben es waren 10 Kg, aber sie sind sich nicht sicher und nehmen deshalb 12 Kg um „Sicher zu gehen“.

Angst

Geht man der Sache auf den Grund, ist es scheinbar die Angst vor einem unkontrollierten Aufstieg. Diese rührt vermutlich aus der Angst vor Verletzungen oder dem Tod. Solche Ängste sind absolut rationell. Der Versuch, diese Angst zu minimieren, ist ungefähr so als würde man versuchen seine Angst vor Insekten durch einen lauten Schrei z.B. „Ihr seit alles Bastarde“ zu lindern bevor man in ein Hornissennest tritt.
Beim richtigen Gewicht geht es immer ums ausbalancieren. In der perfekten Welt würde ein Taucher mit 1 bar Restdruck in seiner Flasche und absolut keinem Gas im seinem Jacket oder Wing in 3 Meter Tiefe austariert sein. Dies bedeutet, wenn er das gesamte Gas veratmet hat, kann er trotzdem die Tiefe halten. Vergesst diesen 50 bar Quatsch. Es ist sehr komfortabel wenn man weiß, dass man die Falsche leer atmen kann und trotzdem in der Lage ist seinen letzten Stopp machen zu können. Nur um es klarzustellen, ohne irgendein Gas bist Du bist fast perfekt neutral austariert. Dies bedeutet, dass Du zu Beginn des Tauchgangs nur soviel Blei benötigst, wie das Gas in der Flasche Auftrieb erzeugt.

Bleicheck

Wie bekommen wir das heraus? Versuche mal folgende Übung. Gehe mit einem Freund ins Wasser. Ein Freund ist absolut notwendig! Wir werden die Flaschen komplett leer atmen! Dies bedeutet, Du hast keine Tariermöglichkeit und nichts mehr zum atmen. Dies ist immer eine unbehagliche Situation. Deshalb mache dass nur mit jemanden dem Du vertraust. OK? Los geht’s!

  1. Ströme die Flasche bis auf 40 bar ab.
  2. Tauche auf 3 Meter ab. Prüfe, ob das Auslassventil des Trockentauchanzug vollständig geöffnet ist. Lass den Umgebungsdruck das gesamte Gas aus dem Anzug drücken. Beginne mit dem Aufstieg und lass das Gas aus dem Anzug. Er sollte Dich richtig zusammendrücken, damit wirklich nur ein Minimum an Gas im Anzug ist.
  3. Fülle Dein Wing oder Jacket komplett, damit Du an der Oberfläche bleibst.
  4. Atme die Flaschen jetzt bis 20 bar oder so leer. Jetzt kommt Dein Partner ins Spiel. Während Du das machst, solltest Du vermeiden mit Deinen Armen zu rudern und Deine Flossen zu bewegen.
  5. Hebe den Inflatorschlauch hoch und beginne mit dem Ablassen
  6. Während die Luft entweicht, atme tief EIN und HALTE DEN ATEM AN
  7. Der Inflatorablass bleibt solange gedrückt, bis keine Luft mehr entweicht. Dann atme aggressiv AUS und HALTE DIESEN ZUSTAND
  8. Schau was passiert. Höre auf mit den Flossen zu wackeln und atme nicht ein!
    Wenn Du korrekt ausgebleit bist, solltest Du nur in der Lage sein zu sinken. Nach einiger Zeit wirst Du die 3 Meter erreichen, dort zu stoppen und normal zu atmen ist einfach.

Die meisten Leute sinken zu schnell. Viele fallen wie ein Stein. Sie haben viel zu viel Blei. Sollte das passieren, entferne etwas Blei und wiederhole die Übung. Du wirst erstaunt sein, wieviel leichter alles nach dieser Übung fällt.

Der beste Weg?

Es ist ein guter Weg – er hat den Vorteil zu prüfen, was am Ende eines Tauchgangs geschieht, wenn du vielleicht sehr wenig Gasreserve hast. Aber er ist nicht perfekt. Aus einem einzigen Grund! Wir wollen eigentlich nicht perfekt austariert sein. Wer möchte sein gesamtes Gas aus dem Anzug drücken nur um den Stopp machen zu können und zu frieren? Ich bevorzuge die Möglichkeit, ein bisschen Gas in den Anzug geben zu können um mich warm zu halten. Deshalb mache ich den obigen Check und nehme 1 Kg zusätzlich.

Nun, das führt zu endlosen Debatten, aber lasst uns darüber nachdenken. Du hast nur Deine Bleimenge angepasst, so dass Du am Ende des Tauchgangs mit fast leeren Flaschen perfekt neutral austariert bist. Das einzige was sich zu Beginn des Tauchgangs ändert, sind die vollen Flaschen. Deshalb benötigst Du nur ein bisschen Auftrieb in Deinem Wing oder Jacket, um das Gasgewicht auszugleichen. Wenn Du z.B. eine Doppel-12 Liter Flasche verwendest, ist das Gasgewicht ungefähr 5,5 bis 7,5 Kg. Deshalb ist ein Auftriebskörper mit 18 Kg (40 lbs) mehr als genug. Natürlich bevorzugen einige Leute mehr Auftriebsreserve oder haben schwere Ausrüstung und sind folglich damit überbleibt. Diese benötigen ein größeres Wing.

Was bei der Übung zu beachten ist: Die notwendige Bleimenge ändert sich im Laufe der Zeit. Das liegt zum Teil daran, das sich die Atmung des Tauchers mit der Zeit ändert, da der Taucher entspannter wird. Der verwendete Unterzieher wird mit der Zeit komprimiert und sein Auftriebsverhalten ändert sich.

Wenn Du diese Übung sowohl im See als auch im Meer öfters wiederholst, wirst Du merken, dass Dinge wie Tarierungskontrolle, Gasverbrauch und Stresslevel plötzlich ein kleineres Problem darstellen.