Project Description

Es gibt viele Hilfestellungen zur Tarierung, aber die meisten setzten eine visuelle Referenz voraus. Es ist unglaublich komfortabel und bestätigend auf etwas zu schauen und zu Wissen, ob Du stabil im Wasser liegst. Etwas in Bewegung zu sehen, gibt Dir eine direkte Rückmeldung darüber, ob Du Dich in der Wassersäule bewegst. Dieser Teil beschäftigt sich mit der Verwendung einer solchen Referenz.

Statische Referenz

Die bestmögliche Referenz ist die Statische. Beispielsweise sind Auf- und Abstiege an den Kriegsschiffen in Scapaflow sehr leicht, da der ganze tiefe Bereich des Aufstiegs bis auf 20 Meter entlang der Wracks gemacht werden kann. Hierbei folgt der Taucher einfach der Leine von einem Bereich des Wracks zum nächsten sichtbaren Bereich und reduziert dabei nach und nach die Tiefe. Das ist ein sehr eleganter Weg für einen Aufstieg. Das Wrack wird sich kurzfristig nicht bewegen und gibt dem Taucher dadurch eine extrem stabile Referenz. Auch der Aufstieg an einem Riff oder einer Wand gibt dem Taucher eine stabile Referenz. Der Taucher fokusiert für einen Moment einen Bereich, schaut dann nach oben, sucht sich den nächsten Referenzpunkt und steigt zu diesem auf. Auf diese Weise kann man sehr einfach die Aufstiegsgeschwindigkeit abschätzen und erhält immer eine visuelle Rückmeldung über seine Position in der Wassersäule.

Leinen

Als nächstes haben wir Leinen. Diese bleiben größtenteils relativ stabil im Wasser und sind eine hilfreiche Referenz. Wenn man anfängt, die Kontrolle über die Tarierung zu erlernen, ist es jedoch wichtig, sich nicht anzugewöhnen, die Leine als Hilfe zur Tarierung zu verwenden. Solange sich ein Taucher für einen Aufstieg an einer Leine festhalten muss, ist der Lernprozess über die Kontrolle der Tarierung noch nicht endgültig abgeschlossen. Viele meiner Schüler haben gelernt, dass man schnell in Begrängnis kommen kann, wenn man sich auf die Leine verlässt und sich daran festhält um seine Position zu halten. Besonders dann, wenn diese Leine plötzlich weggeschlagen wird. Trotzdem ist der Taucher in der Lage, Referenzpunkte an der Leine zu identifizieren. Das könnten beispielsweise Knoten, ein Stück ausgefranztes Seil oder ein anders farbiger Bereich in der Leine sein. Der Taucher kann etwas identifizierbares fokusieren und dies als Referenz für seine Position verwenden. Diese Strategie funktioniert nur solange, bis das Meer an der Oberfläche rau wird. Dadurch kann die Referenz ständig in Bewegung sein, und es ist meist besser, einfach von der Leine weg zu treiben, wenn es der Tauchplan zulässt, da eine sich schnell bewegende Leine zum Verlust der Tarierung oder zu Unwohlsein führen kann.

Bojen

Eine weitere visuelle Referenz sind Bojen. Auch diese sind kritisch, da sie ebenfalls nicht als Hilfmittel für eine schlechte Tarierung verwendet werden können. Ich habe schon viele Taucher gesehen, die Ihre Boje loslassen mussten, um ein simuliertes Problem zu lösen und dabei auf dem Boden aufgeschlagen sind. Ausserdem habe ich schon die lustigere Variante gesehen, wo ein Team von 3 Tauchern Ihre Bojen zu sich auf Tiefe gezogen haben, weil nicht genug Gas in den Bojen war. Zu Trainingszwecken solltest Du in der Lage sein, ein Reel oder eine Spool loslassen zu können und dabei zu beobachten, wie es vor Dir schwebt. Kurz gesagt, solltest Du unter Deiner eigenen Kontrolle aufsteigen. Die lose Leine solltest Du aufwickeln, anstatt sich an Ihr hoch zu kurbeln.

Wenn Du Dich an einer Boje oder Leine festhälst, hast Du eine Art visuelle Referenz. Wenn Du mit eine Team oder Deinem Tauchpartner tauchst, könnten sie Dich als visuelle Referenz nutzen. Zu diesem Zeitpunkt ändern sich die Dinge, weil jetzt die Stabilität der visuellen Referenz von der Tarierung eines anderen Tauchers abhängt. Dabei ist es sehr einfach für zwei Taucher sich gegenseitig aus der Tarierung zu bringen, da sie versuchen sich gegenseitig zu kompensieren und zu stabilisieren. Zu diesem Zeitpunkt ist es wichtig, dass sich ein Taucher auf die Tiefe eines Tiefenmessers oder alternativen visuellen Referenz fokusiert, damit man keine zwei Taucher eine instabile Referenz verwenden. Wenn Ihr Euch gegenseitig als visuelle Referenz verwendet, ist der Abstand zueinander ein kritischer Faktor. Sieh‘ aus dem Fenster. Die Bäume draussen bewegen sich im Wind, vielleicht einen halben Meter. Es sieht nicht so aus, als würden sie sich dramatisch bewegen. Jetzt schaue auf Deinem Monitor und stehe auf. Die Änderung in der Höhe ist dramatisch und sofort deutlich. Das gleiche trifft im Wasser zu. Wenn Du mehrere Meter von Deinem Tauchpartner entfernt bist, stellst Du eine grauenhafte Referenz für Deinen Tauchpartner dar. Mal ganz davon abgesehen, dass Du den Sicherheitsaspekt vernachlässigst, kannst Du einen Meter rauf oder runter pendeln, ohne das Dein Taucpartner davon etwas mitbekommt. Seit Ihr eine Armlänge von einander entfernt, ist die Änderung eines halben Meters deutlich und dramatisch erkennbar. Daher kommt näher zusammen.

Schwebeteilchen

Es gibt auch weniger offensichtliche visuelle Referenzen. Ich werde oft gefragt, wie ich die Position halte, ohne auf den Tiefenmesser zu schauen. Ich wünschte, ich könnte sagen, es wäre eine Art Herrschaft über die Tarierung, aber die Wahrheit ist, das ich mogel. Ich nutze die kleinen Schwebeteilchen im Wasser als visuelle Referenz. Solange das Wasser ruhig ist tendieren diese Schwebeteilchen dazu langsam herum zu treiben. Sie ändern Ihre Tiefe nicht daramatisch. Wenn Du bemerkst, dass sich diese Schwebeteilchen noch oben bewegen, kannst Du sicher davon ausgehen, das Du absinkst und umgekehrt. Das sollte dann schnellstens durch einen Blick auf den Tiefenmesser überprüft und korrigiert werden.

In kristall klarem Wasser hast Du diese Schwebeteilchen vielleicht nicht, aber dann muss es schon wirklich kristall klar sein. Auch in einem Schwimmbad sind kleine Schwebeteilchen sichtbar und einfach zu verfolgen, nachdem Du sie einmal fokusierst hast.

Spätestens jetzt sollte klar sein, dass JEDE visuelle Referenz eben nur eine solche ist. Eine Referenz! Sie sollte dich nicht dazu verleiten, Deinen Tauchpartner zu vernachlässigen.

Keine visuelle Referenz

Was passiert, wenn Du keine visuelle Referenz hast. Nun, Du hast immer noch Deinen Tiefenmesser. Tiefenmesser reagieren jedoch unterschiedlich schnell. Das ist Dein erstes Problem. Eine schnelle Änderung von einem Meter Höhe, führt bei manchen Geräten dazu, dass sie hinterherhinken. Weiterhin ist die Anzeige der Geräte unterschiedlich. Das kann zu endlosen Diskussionen Unterwasser führen. Daher sollte eine Person bestimmt werden, die für die Einhaltung der Höhe verantwortlich ist und alle anderen bleiben auf seiner Höhe. Es spielt keine Rolle ob Ihr als Team oder zu zweit auf 6 oder 6,5 Meter seit. Wichtig ist, dass ihr zusamen bleibt. Vielleicht mehr als jede andere Referenz, wird der Tiefenmesser zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Manche Leute starren darauf und vergessen alles um sich herum. Halte Deinen Arm hoch, anstatt nach unten zu sehen, damit Du Deinen Tauchpartner hinter Deinem Arm sehen kannst. Damit kannst Du beides im Auge behalten. Und bitte tragt Euren Tiefenmesser am RECHTEN Arm, damit Du Deine Tarierung kontrollieren UND auf den Tiefenmesser gleichzeit sehen kannst.

Die Übung

Dieses Mal geht es darum, den Tauchpartner und dessen Tiefenmesser als Referenz zu nutzen. Dazu solltet Ihr Euch irgenwo tiefer als 6 Meter befinden und keine sonstige visuelle Referenz haben. Kein Grund, keine Plattform, kein Wrack, keine Leine. Nichts! Bittet alle Fische, den Bereich zu verlassen.

Person A soll den Aufstieg führen, Person B folgt ihr.
Taucht auf 6 Meter ab und stabilisiert Euch. Ich bitte Euch einen bisschen Gas in den Trockentauchanzug zur Stabilisierung zu geben. Erinnert Euch an die Übung zum Feinschliff der Tarierung. Ihr solltet in Atemmittellage austariert sein. Stellt sicher das Ihr Euch gegenseitig anfassen könntet. Wenn nicht, dann seit Ihr zu weit auseinander. Fehler in der Tarierung werden nun deutlich und es könnte ein wenig dauern, bis Ihr Euch so nah bei einander stabilisiert habt.

Person A schaut auf den Tiefenmesser und hält ihn so, damit Person B ihn sehen kann. Person B dreht seinen Tiefenmesser so, dass er ihn nicht ablesen kann. Seine Refererenz ist Person A.

Nun steigt mit 1 Meter pro Minute auf. Ihr solltet versuchen, 30 Sekunden für den Aufstieg und 30 Sekunden zur Stabilisierung zu brauchen. Die Übung sollte genau 6 Minuten dauern. Die letzte Minute ist die anspruchsvollste, weil der Tiefenmesser vielleicht ausgeht. Dieser Moment verführt dazu, die letzte Minute zu ignorieren. Versucht das zu vermeiden. Wenn Ihr die Oberfläche erreicht, sprecht darüber wie es gelaufen ist und tauscht dann die Rollen.

Tipps

Ich hatte gebeten, etwas Gas in den Trockentauchanzug zu geben, da Ihr beim Aufstieg von einem richtigen Tauchgang ebenfalls Gas im Anzug habt. Auch wenn Ihr nur mit 1 Meter pro Minute aufsteigt, seit nicht zögerlich das Gas aus dem Anzug zu lassen.

Wenn Ihr wirklich neutral tariert seit, müsst Ihr jeden Meter etwas Gas aus dem Anzug oder Wing ablassen. Wenn Ihr es über die Lunge ausgleicht, werdet Ihr früher oder später im Flachbereich die Kontrolle verlieren.

Benutzt den Tiefenmesser, aber legt nicht Eure gesamte Aufmerksamkeit auf ihn.

Wenn Du die Zieltiefe erreicht hast, halte nach anderen Referenzen Ausschau, wie z.B. Partikel im Wasser. Diese zeigen Dir, ob Du stabil in der Wassersäule liegst.