Project Description

Oftmals frage ich Taucher, ob sie aufgeregt sind, wenn es nach der Grundzeit zum Aufstieg kommt. Vielleicht beruhigt es Dich, dass selbst Taucher mit tausenden von Tauchgängen diese Frage mit „ja“ beantworten.
Tatsächlich ist es leicht zu erkennen, ob Dein Aufstieg stressiger war als er sein sollte. Wenn Du die Oberfläche erreichst und außer Atem bist, dann ist etwas schief gelaufen. Weshalb erkläre ich in kürze.
Der Aufstieg ist nur ein Teil des Tauchgangs. Er ist weder voller Erwartungen wie der Abstieg, noch wie die Vorfreude, das Wrack auf Grund zu sehen. Es ist nur die Rückreise nach Hause und doch sind viele Leute aufgeregt. Mir sagt das, dass etwas in Ihrem Skillset fehlt. Deshalb findest Du hier drei Schritte um bei einem Sporttauchgang den einfachen Weg des Aufstiegs zu gehen und die Angst und den Stress zu reduzieren.

Schritt 1. Unterteile den Aufstieg in Stücke

Bergsteiger, die die Eiger Nordwand besteigen, denken nicht an den gesamten Aufstieg. Das wäre zu viel. Sie denken an den ersten Abschnitt. Manchmal vielleicht auch an den zweiten. Es ist ein alter psychologischer Trick um die Angst zu überwinden oder sich überfordert zu fühlen. Das kannst Du überall im Leben sehen. Ein Läufer fokussiert sich auf den ersten Kilometer, nicht auf den Marathon. Anstatt also über den Aufstieg aus 30 Metern nachzudenken, mache Dir Gedanken darüber, wie Du die nächsten 3 Meter aufsteigen wirst, um auf 27 Meter zu gelangen. Dann mache eine kurze Pause. Steige auf 24 Meter auf und pausiere und so weiter. Mit ein bisschen Übung, kannst Du den Aufstieg von 3 Metern in etwa 15 Sekunden schaffen. Passe Deine Tarierung an und pausiere für 5 Sekunden. Danach gehst Du die nächsten 3 Meter an, Pause, Wiederholung. Hey, damit steigst Du mit einer Geschwindigkeit von 9 Metern pro Minute auf. Das ist die Geschwindigkeit, mit der die meisten Tauchcomputer und Tauchgangsplaner rechnen.
Diese Technik hat ein paar Vorteile:

  • Erstens, den Psychologischen.
    Du bewegst Dich lediglich 3 Meter, dann weitere 3, und noch mal 3. Jedes Mal mit einer Pause. Das ist viel entspannter als den gesamten Aufstieg mit der gleichen Geschwindigkeit durchzuführen.
  • Außerdem kannst Du Deinen Computer dazu verwenden, Dich zu führen.
    Es sind nur 3 Meter alle 15 Sekunden und dann eine Pause.
  • Schließlich, und das ist das wichtigste, bedeutet das, dass es sehr unwahrscheinlich ist, das Dein Aufstieg außer Kontrolle gerät.
    Erinnere Dich, dass die meisten Aufstiege langsam beginnen und immer schneller und schneller werden. Unterbrichst Du den Aufstieg alle 3 Meter, freut das nicht nur Deinen Tauchcomputer, sondern stellt sicher, dass Deine Tarierung niemals außer Kontrolle gerät.

Denke mal über folgendes nach: Wenn Deine letzte Pause auf 3 Meter ist, dann wird es ziemlich schwer sein, einen schnellen Aufstieg durchzuführen!
Auf einmal sind Aufstiege die sanfte Fahrt zur Oberfläche, die sie immer sein sollten.

Schritt 2. Verwende was Du hast

Es ist schwierig den Aufstieg mit einem Tiefenmesser oder Computer zu kontrollieren. Je nachdem was Dein Computer Dir anzeigt, passt Du entweder Deine Tarierung oder die Aufstiegsgeschwindigkeit an. Leider ist es meist viel zu spät, die Tarierung anzupassen, wenn der Computer es Dir anzeigt. Es gibt eine Verzögerung zwischen dem Moment, an dem Du Deinen Aufstieg beginnst oder die Aufstiegsgeschwindigkeit änderst und der Anzeige auf Deinem Computer. Außerdem gibt es eine weitere Verzögerung, wenn Du etwas an Deiner Tarierung änderst, bis es wirklich passiert.
Je tiefer Du bist, desto größer ist diese Verzögerung. Daher vergiss‘ diese Indikatoren, weil das was sie Dir anzeigen schon der Vergangenheit angehören. Wenn Du schon Technik einsetzt um Deine Aufstiegsgeschwindigkeit zu kontrollieren, verwende die Zahlen. Mit der Technik aus Schritt 1 kannst Du einfach 3 Meter aufsteigen so schnell Du möchtest, dann warte bis die Sekundenanzeige die 20 erreicht hat. Danach bewege Dich so schnell Du möchtest weitere 3 Meter und warte bis die Sekundenanzeige die 40 erreicht. Damit beträgt Deine Aufstiegsgeschwindigkeit 9 Meter pro Minute.

Noch besser ist die Verwendung einer festen visuellen Referenz. Damit kannst Du noch effektiver Kontrolle über den Aufstieg bekommen. Die Aufstiegsleine zu beobachten ist eine großartige Technik um eine unveränderliche Aufstiegsgeschwindigkeit zu erreichen. Das beobachten einer Wand ist noch besser. Eine Boje funktioniert ebenfalls, aber vermeide, Dich negativ tariert an sie zu hängen. Auch wenn Du im Freiwasser ohne Boje bist, wird es vermutlich keine visuelle Referenz geben. Schaue einfach ins Freiwasser. Du wirst die Schwebeteilchen bemerken (außer in sehr klarem Wasser). Diese Partikel treiben in der Strömung und werden nicht plötzlich aufsteigen oder absinken. Für unsere Zwecke reichen sie als stabile Referenz im Wasser aus. Wenn Du sie relativ statisch vor Dir im Wasser siehst, bist Du ebenfalls stabil im Wasser. Beginnen Sie zu sinken, dann steigst Du auf. Wenn Sie an Deinem Kopf vorbeischießen, steigst Du zu schnell auf. Du siehst dies viel schneller als bei der Verwendung Deines Computers. Daher empfehle ich einen Sicherheitsstopp. Schau Dir an, was um Dich herum passiert. Prüfe Deinen Tiefenmesser nur alle 10 Sekunden oder so.

Schritt 3. Verwende nicht Deine Lunge

Unser Körper hat sich in Milliarden von Jahren zu einem extrem effektiven Mechanismus entwickelt, Sauerstoff aus der Luft zu verarbeiten und das Kohlendioxid, das als Abfallprodukt entsteht, abzuatmen. Unter normalen Bedingungen dient das Kohlendioxid dazu, die Atmung zu steuern. Tatsächlich ist es der CO2 Gehalt der die Atmung kontrolliert und nicht der fehlende Sauerstoff. Kohlendioxid ein sogenannter Stressor, der die Atemrate nach oben treibt, Dein Herz schneller schlagen und Deine Angst bis unters Dach steigen lässt.
Bist Du schonmal ausser Atem an der Wasseroberfläche angekommen? Das ist das CO2! Ist Dir schonmal schwindelig unter Wasser geworden? CO2! Warst Du schon mal unter Wasser außer Atem, obwohl Du Dich nicht angestrengt hast? CO2! Kopfschmerz während des Aufstiegs oder an der Wasseroberfläche? CO2!
Das beste was Du gegen einen Anstieg des CO2 machen kannst, ist normal zu atmen. Das ist der Grund warum Taucher während des Auf- oder Abstiegs gestresst, auf Grund aber vollkommen entspannt sind. Denn nur auf Grund tendieren sie dazu, normal zu atmen.
Hier liegt also das große Geheimnis: Benutze Deine Tarierhilfe!
Versuche nicht Deinen Auf- oder Abstieg mit Deiner Lunge zu beschleunigen oder zu reduzieren. Versuche nicht, Deinen Sicherheitsstop über die Lunge durchzuführen. Das einzige was dabei passieren wird, ist ein Anstieg des CO2 Gehalts. Dein Körper wird gestresst und Deine Atmung wird unregelmäßig. Wenn Du einmal in diesem Kreislauf bist, kann es schwer werden, diesen wieder zu durchbrechen. Daher erreichst Du Wasseroberfläche außer Atem.

Vermeide daher all diese Unannehmlichkeiten. Verwende Deine Tarierhilfe und widerstehe der Versuchung Deine Lunge zur Kontrolle des Aufstiegs oder des Sicherheitsstops zu verwenden. Überprüfe Deine Atmung immer wieder. Ist sie erhöht, konzentriere Dich darauf, normal zu atmen. Du hast bewusst oder unbewusst ein Tarierungsproblem kompensiert. Wenn Du wieder normal atmest wird sich das Problem offenbaren, und Du kannst es mit Deinem Tariermittel beheben.

Das ist mein 3 Punkte Programm um den Aufstieg zu vereinfachen. Teile den Aufstieg in kleine Stücke, erstelle Dir eine visuelle Referenz wenn Du kannst, und bleibe ruhig und entspannt indem Du Deine Lungen nicht zur Kontrolle der Tarierung einsetzt.
Als letzter Hinweis bleibt mir noch zu sagen, dass es das Beste ist, die Aufstiegsgeschwindigkeit im Flachwasser zu reduzieren. Nachdem Du Deinen Sicherheitsstop beendet hast, eile nicht zur Oberfläche. In diesem Bereich ist der Druckabfall am größten. Lass Dir also Zeit. Steige langsam auf! Ich steige von 6 Metern bis zur Oberfläche mit einem Meter pro Minute auf. Du wirst den Unterschied deutlich merken. Du wirst weniger müde sein und Dich wesentlich besser fühlen.

Viel Spaß und sichere Tauchgänge