Project Description

Auf den ersten Blick mag Euch dieser Artikel nicht interessieren, aber bitte lest ihn. Noch besser, ihr speichert ihn, laminiert ihn und steckt ihn in Eure Tauchkiste. Es könnte das Leben von jemand anderen retten.
Dieser Neurotest ist weder neu, noch ist es meine Arbeit – der ganze Dank geht an die Mediziner, die sich um Taucher kümmern. Besonders an Ed Thalmann, M.D., Assistant Medical Director von DAN, der den ursprünglichen Neurocheck entworfen hat. Er ist an vielen Stellen frei verfügbar, um das Wissen breit zu streuen und jedem zur Verfügung zu stellen, der vielleicht an einem Tauchunfall beteiligt ist. Mit anderem Worten: jedem Taucher!

Lasst Euch nicht von der Tatsache abschrecken, dass es sich hier um einen neurologischen Test handelt, Du aber keine medizinischen Kenntnisse besitzt. Der Test wurde bewust für Taucher geschrieben, nicht für Ärzte. Wenn Du immer noch nicht sicher bist wie es gemacht wird, schaue Dir das Video von Dr. Oliver Firth der London Diving Chamber an, in dem es genau gezeigt wird.

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Vergiss nicht, wir sind nur Taucher. Bitte glaube nicht, wir könnten jedes neurologische Problem mit dieser Technik lösen. Kleine Unregelmäßigkeiten können gerade von unerfahrenen Leuten übersehen werden. Es dauert wirklich nicht länger als 5 Minuten, wenn Du den Test das erste Mal durchführst. Mit etwas Übung erlangst Du Vertrauen und Kompetenz. Mit anderen Worten, je öfters Du diesen Test liest und übst, desto effizienter wirst Du und an mehr Details wirst Du Dich erinnern, wenn Du ihn benötigst. Ich hoffe, dass Du ihn niemals wirkllich brauchst, aber wenn doch, bist Du vorbereitet.

Die Untersuchung

Unten habe ich die 9 Tests der Untersuchung aufgeführt. Jeder Test enthält einige Tipps wie man den entsprechenden Abschnitt bewertet. Der Zustand des Tauchers kann begründen, dass einer oder mehrere dieser Tests nicht durchgeführt werden können. Notiere, welche Tests ausgelassen wurden und warum. Die Schritte 1, 7, und 9 sind die wichtigsten, und sollten priorisiert werden, wenn nicht alle Tests durchgeführt werden können.

Bitte stelle sicher, dass alle Auffälligkeiten sorgfälltig und zusammen mit dem Zeitpunkt der Untersuchung notiert werden. Dieser Test sollte im 30 bis 60 Minuten Intervall wiederholt werden um auftretende Veränderungen feststellen zu können. Teile die Ergebnisse dem medizinischen Fachpersonal mit.

Test 1: Orientierung

Du mußt prüfen, ob der Taucher Aufmerksam ist. Wenn er auf Deine Fragen antworten kann, überlege genau, was Du Fragen kannst. Auf diese Art und Weise wirst Du einfacher entscheiden können, ob die Antwort richtig und schlüssig ist. Der Taucher könnte verwirrt sein, was aber manchmal nicht offensichtlich erkennbar ist. Daher überspringe diese Fragen nicht. Es erscheint Dir vielleicht anfänglich nicht wichtig zu sein, ist aber meistens ein sehr klares und sicheres Anzeichen für die Verwirrung des Tauchers.

Kennt der Taucher seinen Namen und sein Alter? Weiß der Taucher wo er sich gerade befindet? Weiß der Taucher das heutige Datum und die Uhrzeit?

Dokumentiere jede Auffälligkeit, undeutliche Aussprache, Widersprüchliche Antworten auf die Fragen und den Zustand seiner Aufmerksamkeit.

Test 2: Augen

Da die Sehkraft schwer abzuschätzen ist, kann dieser einfache Test ein Menge Informationen liefern.

Überprüfe ob seine Pupillen gleich groß sind und auf Licht reagieren. Ist der Taucher aufmerksam genug, lass ihn die Anzahl der vorgehaltenen Finger ansagen. Verwende zwei bis drei unterschiedliche Zahlen. Prüfe jedes Auge einzeln, indem Du den Taucher bittest abwechselnd ein Auge zu zuhalten und wiederhole den Test. Anschließend bittest Du ihn, einen Gegenstand in der Ferne zu identifizieren.

Abschließend bitte den Taucher seinen Kopf still zu halten. Nun soll er mit den Augen Deiner vorgehaltenen Hand (ca. 50 cm vor seinen Augen) folgen, die Du auf und ab, hin und her bewegt. Seine Augen sollten sich gleichmäßig in alle Richtungen bewegen und nicht von einer Seite auf die andere springen.

Dokumentiere jede ungewöhnliche Pupillengröße, Augenbewegung und/oder falsche Reaktion bei der Identifizierung des Gegenstands.

Test 3: Gesicht

Hier überprüfst Du, ob die Gesichtsmuskeln des Tauchers normal funktionieren und ob er Gefühlseinschränkungen hat.

Sieh‘ den Taucher an. Ist sein Gesicht symetrisch? Bitte den Taucher zu pfeifen. Damit kannst Du prüfen, ob er seine Lippen spitzen kann. Achte darauf, ob beide Gesichtshälften den selben Ausdruck haben. Lasse Ihn lächeln. Schaue, ob bei den Gesichtsmuskeln Unterschiede bestehen. Lasse den Taucher die Zähne zusammen beißen. Fühle die Kieferknochen an. Die Muskeln sollten gleich stark sein.

Abschließend bitte den Taucher, seine Augen zu schließen, während Du leicht mit den Fingerspitzen über seine Stirn und das Gesicht streichelst. Bitte den Taucher „Ja“ zu sagen, wenn er Deine Berührung spürt.

Test 4: Ohren

Dieser Test kann sehr schwer oder unmöglich sein, wenn Du Dich auf einem Boot befindest. Falls möglich, bitte den Kapitän alle nicht benötigten Maschinen abzustellen.

Der einfachste Weg um fest zu stellen, ob der Taucher etwas hört ist folgender. Reibe Deine Finger aneinander, während Du ungefähr 50 Zentimeter vom Ohr des Tauchers entfernt bist. Bewege Deine Hand solange näher, bis der Taucher das Geräusch hört. Mache das für jedes Ohr separat. Wiederhole es einige Male und vergleiche es mit Deinem eigenen Gehör.

Test 5: Schluckreflex

Bitte den Taucher zu schlucken und beobachte, wie sich der Adamsapfel auf und ab bewegt.

Test 6: Zunge

Lasse den Taucher die Zunge herausstrecken. Sie sollte gerade herauskommen, in der Mitte seines Mundes, ohne Abweichung zu einer Seite.

Test 7: Muskelstärke

Legen Deine Hände fest auf die Schultern des Tauchers. Lasse ihn mit den Schultern zucken. Schaue, ob ein Unterschied in der Kraft feststellbar ist.

Lasse den Taucher Deine Finger drücken und prüfe, ob ein Unterschied in der Kraft feststellbar ist. Sage dem Taucher, er solle auf Brusthöhe mit erhobenen Ellenbogen seine Hände fassen. Drücke und ziehe sanft an den Ellenbogen, während der Taucher gegenhält und prüfe, ob ein Unterschied in der Kraft feststellbar ist.

Bitte den Taucher, sich flach hinlegen. Hebe und senke seine Beine, während der Taucher gegenhält. Schaue, ob ein Unterschied in der Kraft feststellbar ist.

Test 8: Senorische Wahrnehmung

Bitte den Taucher die Augen zu schließen. Berühre beide Seiten des Taucher leicht. Beginne an der Brust und vergleiche beide Seiten während Du langsam abwärts streichst. Der Taucher sollte die Wahrnehmung in jedem Bereich mit „Ja“ bestätigen.

Test 9: Balance und Koordination

Der verletzte Taucher hat möglicherweise eingeschränkte Balance und/oder Koordination. Sorge dafür, dass sich der Taucher beim nachfolgenden Test nicht verletzen kann. Einige der Tests sind nicht oder nur eingeschränkt durchführbar wenn Du z.B. auf einem Boot bist.

Bitte den Taucher sich hinzustellen. Überprüfe Gleichgewicht und Koordinierung, indem Du den Taucher auf Hacken und Spitzen eine gerade Strecke laufen lässt. Er soll die Strecke für ca. 10 Schritte vor- und rückwärts gehen, während er dabei geradeaus schaut. Achte darauf, ob die Bewegung gleichmäßig ist, und ob er die Balance halten kann, ohne sich festhalten zu müssen.

Als nächstes sollte der Taucher mit den Beinen zusammen, geschloßenen Augen und nach vorne ausgestreckten Armen das Gleichgewicht halten. Wenn der Untergrund stabil ist, sollte das kein Problem sein. Deine Arme sollten ihn umfassen, aber nicht berühren. Du solltest den Taucher auffangen, wenn er zu fallen beginnt.

Prüfe die Koordination indem der Taucher seinen Zeigefinger schnell zwischen seiner Nase und Deinem Finger hin und herbewegt. Der Taucher sollte auch in der Lage sein, diesen Test auszuführen, wenn Du Deine Finger an eine andere Position bewegst.

Nach der Untersuchung

Sollte einer der Tests nicht normal sein, sollten Verletzungen des zentralen Nervensystems angenommen werden. Behalte aber bitte im Hinterkopf, das eine normale Reaktionen auf die Tests trotz milder neurologischer Ausfälle möglich ist. Dies sollte keinen Einfluss auf die Entscheidung haben, den Notruf zu wählen und den potenziell verletzten Taucher in das nächstgelegene Krankenhaus für weitere Untersuchungen zu bringen.