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Dies ist der erste von zwei Artikeln über die Tarierung. Dieser Artikel erklärt, was Tarierung ist und warum sie wichtig für uns ist. Der zweite Artikel untersucht die Techniken und Tricks, die wir einsetzen können, um gute Kontrolle über die Tarierung zu erlangen.

Beginnen wir mit einer Definition

Tauchen ist eine ständige Balance. Wir balancieren die Elemente die versuchen uns auf den Grund zu ziehen (das sind die Ausrüstungsgegenstände die Abtrieb haben wie z.B. das Blei) gegen die Elemente die versuchen uns an die Oberfläche zu schicken (z.B. das Gas in unseren Lungen oder im Trockentauchanzug). Wenn wir uns selbst in der Wassersäule nach oben bewegen, dann sind wir positiv tariert. Bewegen wir uns nach unten, dann sind wir negativ tariert. Irgendwo in der Mitte liegt die neutrale Tarierung, an der sich alle Elemente gegenseitig ausgleichen und wir uns weder auf noch ab bewegen. Tarierungskontrolle kann definiert werden als ständige Kontrolle dieser Balance. Wenn wir unsere Tarierung kontrollieren können, sind wir in der Lage, ständig bestimmen zu können, ob wir negativ, positiv oder neutral tariert sind. Wenn wir fragen, ob sich jemand gut Tarieren kann, meinen wir, wie genau er diese Elemente kontrollieren kann. Tarierungskontrolle ist eine Fähigkeit, die uns bereits im ersten Tauchkurs vermittelt wird, wir aber niemals vollständig meistern können. Unabhängig wie viel Arbeit wir darin investieren. Wie bei vielen anscheinend simplen Übungen, versteht man die Grundlagen sofort, aber die Details können Jahre verschlingen um sie umsetzen zu können.

Alles schön und gut, aber warum sollte uns die Kontrolle über die Tarierung interessieren, besonders wenn es so schwierig ist, es richtig zu machen.

Meiner Meinung nach ist die Kontrolle über die Tarierung die wichtigste Fähigkeit, die ein Taucher lernen kann.

Schlechte Tarierung ist häufig der Grund bei Tauchunfällen, und viele Tauchverbände haben spezielle Kurse um das Wissen und die Fertigkeiten in diesem Bereich zu erhöhen.

Tarierung ist aus mehreren Gründen kritisch!
Wir tauchen in einer empfindlichen Umgebung. Egal ob es ein Riff oder Wrack ist. Wenn ein Taucher dort hinein kracht, verursacht dies Schäden.
Viele Taucher sind meist zu negativ tariert, vielleicht aus Angst eines unkontrollierten Aufstiegs. Das Endergebnis ist ein zu schneller Abstieg an deren Ende der Taucher irgendwo „einschlägt“. Manche Taucher machen es absichtlich, indem sie sich während des Abstiegs am Riff oder Wrack festhalten.
Schlechte Tarierung kann sich auch über den gesamten Tauchgang fortsetzen, wenn der Taucher immer wieder über das Riff oder Wrack „hüpft“ oder der Taucher gezwungen wird seine Hände zu benutzen, um sich abzustützen. Jede Berührung mit der Umgebung hat Auswirkungen, egal ob sie klein oder groß sind und in manchen Umgebungen können diese Auswirkungen katastrophal sein.
Wir tauchen mit teurer Ausrüstung. Wenn man sich ein Loch in den Trockentauchanzug oder das Wing reißt, kann dies ein teures aber glücklicherweise leicht vermeidbares Versehen sein. Mit entsprechender Kontrolle über die Tarierung sollte Dein Equipment schadenfrei bleiben.
Wenn Du Deine Tarierung während des Tauchgangs ständig anpassen musst, geschehen einige Dinge.

Du bist nicht effizient!
Du verbrauchst mehr Gas als nötig, denn wenn Dein Fokus auf der Tarierung liegt, bedeutet dies, dass Du nicht so entspannt bist wie Du es eigentlich sein könntest.
Du kannst den Tauchgang nicht so viel genießen.
Du verschwendest Deine Zeit damit, Dich darüber zu ärgern warum Du ständig rauf oder runter gehst, anstatt Dir die Fische oder das Wrack anzusehen.

Der Aufstieg ist reine Tarierungskontrolle.

Während des Aufstiegs willst Du teilweise positiv tariert sein – wenn Du aufsteigen willst!
Wie viel Auftrieb Du möchtest hängt davon ab, welche Aufstiegsgeschwindigkeit Du erreichen möchtest. Zu einem anderen Zeitpunkt während des Aufstiegs möchtest Du aber neutral austariert sein z.B. während des Sicherheitsstopp oder beim Dekostopp. Demzufolge ist der letzte Teil des Aufstiegs der kritischste, denn hier kommt es auf angemessene Kontrolle über die Tarierung an.
Ein Taucher mit guten Tarierfähigkeiten sollte in der Lage sein, während des gesamten Aufstiegs entspannt zu bleiben und seinen Aufstieg jederzeit stoppen zu können.

Wenn Du ein Fotograf bist, oder einfach nur jemand der gerne Dinge beobachtet, ist es hilfreich, genau kontrollieren zu können wie weit Du von einem Objekt entfernt bist. Ein Fotograf mit guten Tarierfähigkeiten kann bewegungslos wenige Zentimeter vor seinem Motiv schweben, während jemand mit schlechten Tarierfähigkeiten das Motiv verscheucht.

Wie stehen Teamverantwortung und Tarierung in Zusammenhang?

Nun, während des Auf- oder Abstiegs sollten sich alle auf gleicher Höhe befinden. Das hat den Vorteil, dass man keine Zeit verschwendet seinen Teampartner zu erreichen, wenn er ein Problem hat. Gleiches gilt für die Dekompressionsstopps. Ich möchte neutral austariert sein, damit ich meine Aufmerksamkeit meinen Tauchpartnern widmen und sie evtl. mit einem Flossenschlag erreichen kann wenn es ein Problem gibt.

Zusammenfassung

Um es auf den Punkt zu bringen, gute Kontrolle über seine Tarierung zu haben macht den Tauchgang leichter, weniger stressig und sicherer. Deswegen lege ich in meinen Kursen soviel Wert auf gute Tarierung.